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Das Leben ist herrlich


Das Leben ist herrlich. Überschwänglich grüßt der Tag, wenn morgens einen der Kaffe lockt. Mit muntren Schritten schreite heiter ich dann durch die Welt. Eins mit ihr, im Einklang mit ihr. Des Lebens Freuden ob Speiß oder Trank ob lächerliche Zerstreuung oder ernste Lektüre werden gepflückt, hier und da, eben wo sie sich einem bieten. Und nachts dann, wenn einem der Alkohol seltsame Träume beschert, schlafe ich mit einem Lächeln oder auf dem Klo.

Oder anders:

Mit eindoktriniertem Widerwillen nur nimmt man die Welt um sich rum als die grausame Ambivalenz wahr die sie ist. Wenn sich der Nebel der Geborgenheit und der Gemütlichkeit von den wahrheitsträgen Augäpfeln schält dann beginnt man zu begreifen: Es sind immer zwei Seiten. Zwei zeitlose Zustände und ein wenig breiiger Wirrwarr dazwischen. Währe es doch nur die unbeirrbare Münze die entscheidet, und nicht jene dickbäuchigen desolaten Despoten und fanatischen Demagogen, die sich dekadent in ihrer adretten Anzugfassade winden und mit dem Zepter der Bereicherung über das Schicksal der Einen und der Andern wachen. Wie gemästete Schweine hängen die Einem an den Zapfsäulen ihres Lebens, an den, von farbenfrohem Überfluss überquellenden, Futtertrögen des Kapitalismus.
Endlos und darüber hinaus werden die prallen Früchte der Erde in ihre nimmer satten Schlünde geworfen, während die Anderen stöhnend ihren krankhaft aufgeblähten Hungerbauch reiben und schwach durch ein Meer Ihresgleichen waten. Beinahe schon Gerippe, an den Letzten Fäden ihres entbehrungsreichen Lebens, die noch vor dem Tod wankende letzte Schritte vollführen um dann sterbend und bis zum Ende nach Nahrung darbend in den Dreck zu sinken. Wie um mit dem letzten erbitterten Kampf, den letzten Krämpfen, zur Kür zu genügen, flimmert auf den Bildschirmen der Einen zu hunderten das bemitleidenswerte Ende der Anderen. Danach gebietet die Menschlichkeit das heuchlerisch traurige einander Ansehen. Nur um den Blick danach unverändert wieder dem Flatscreen zu zuwenden, dessen Programm als beispielloses Spiegelbild der Verdummung und Verrohung der Gesellschaft dient.

Medienoligarchen und Google beschneiden, beschwichtigend lächelnd, Bildung und Selbstreflektion, in dem allein ihre zertrümmerten Wahrheiten den Einen als ausreichend gereichen. Es ist die Stunde der Narren, wenn nicht begriffen wird, dass der eigene Horizont zu einer erbärmlichen Maschine schrumpft, die zur Belustigung eines in sich verworrenen und immer absurder werdenden Systems, wie ein Zahnrad in den unvermeidbaren Prozess des kollektiven intellektuellen Siechtums greift.
Während die Anderen wiederum, lechzend nach Fortgang, der Zugang zur Bildung verwehrt ist. Und sie somit gefangen in Stagnation, nicht auszubrechen vermögen aus dem der ungeklärten Geschichte zu verdankenden Gefängnis der Armut.

Alle sind also gefangen in einem zermürbenden Kreislauf, dessen Beginn schon längst im mentalen Marschland verschwunden ist und dessen Ende zu ersehnen als bald traurige Utopie zu werden droht. Die Einen müssen mit ansehen, wie ihre Freiheit und ihr Verstand im Informations- und Konsumüberrauch kollabiert. Die Anderen ersticken am Nichts das ihre Bäuche, ihre Taschen und ihre Köpfe gleichermaßen plagt, sie verhungern kläglich auf offener Straße oder fallen zu Hauf Bandenkriegen und Drogen zum Opfer.

Auf erbarmungslose Weise bedingt ein Prozess den anderen, aber Schluss damit! Das sind schlechte Gedanken, und schlechtes wollen wir nicht denken. Zumal wir uns dessen eh des Öfteren bewusst geworden sind. Und ist es nicht eh so; Wenn ich keine Zeit mit solchen Gedanken verschwende, ist das Leben herrlich. Überschwänglich grüßt der Tag, wenn morgens ein der Kaffe lockt. Mit muntren Schritten schreite munter ich dann heiter durch die Welt, eins mit ihr, im Einklang mit ihr. Des Lebens Freuden ob Speiß oder Trunk ob lächerliche Zerstreuung oder ernste Lektüre werden gepflückt, hier und da eben wo sie sich einem bieten. Und Nachts dann, wenn einem der Alkohol seltsame Träume beschert schlafe ich mit einem Lächeln oder auf dem Klo.