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Shuyins kleine Welt
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Gefangen in Hass #2


Es war klar, dass sie soeben ihre Feuermagie eingesetzt hatte. Ich sagte lieber nichts dazu, denn der Neid zerfraß mich immer mehr und es wurde immer schwieriger nicht einfach laut aufzubrüllen und allen die Meinung zu sagen.
„Ich habe mir Sorgen gemacht, Vaan. Es ist nun schon die dritte Nacht, an dem du in einem deiner Träume aufschreist und wach bist. Seit...er uns verlassen hat...“ Sie hielt inne und ich wusste ganz genau, über wen sie sprach. Der Mann, den sie einst liebte und mit dem sie ein Kind hatte. Dieser Mann hatte sie einfach so sitzen lassen. Ur wegen einer kleinen Magie, die noch nicht einmal einen Menschen töten konnte. Es war nahezu lächerlich. Normalerweise ging ja die Familie vor und nicht, wer welche Magie hatte und ob man damit gefährlich war. Ich dachte immer, dass Liebe etwas schönes sei, denn sooft hatte meine Mutter darüber geschwärmt, doch seit mein Vater uns verlassen hatte, hatte ich mich mit dieser Einstellung dramatisch verändert. Liebe war Schwachsinn. Sie hielt ja doch nicht so lang an, wie man immer behauptete. War es dann nicht einfach besser, sich gar nicht zu verlieben oder der Liebe einfach aus dem Weg zu gehen?
„Schon gut Ma, mir geht’s gut...“, log ich sie hemmungslos an, obwohl sie es doch nur gut meinte. Aber ich wollte ihr nicht noch mehr Sorgen einbringen, die sie ohnehin schon hatte. Da musste ich ihr ja auch nicht auch noch meine Probleme aufzwängen und erwarten, dass sie mir Halt gab. Sie musterte mich wie immer, wenn sie sich nicht sicher war, ob sie mir glauben konnte oder nicht. Sie kannte mich, doch auch ich hatte meine besonderen Eigenarten, die selbst sie nicht knacken konnte. Ihre braunen Augen blickten in meine und suchten nach der Wahrheit und da kam wieder dieser Ausdruck, den nur Mütter haben konnten. Mütter waren ein Zwischending zwischen Mann und Frau. Das, was eigentlich in ihrem Kopf sein müsste, war in ihrem Herzen. Sie dachten nur mit ihrem Herzen und versuchten mit allem klar zu kommen. Auch belauschten sie gerne die Gespräche ihrer Kinder. Sehr gerne, nur um zu wissen, ob auch alles in Ordnung sei. Böse war ich keineswegs. Sollte sie ruhig meine Mutter sein. Ich war ihr sehr dankbar dafür.

Aber so sehr ich sie auch liebte und so sehr ich sie auch bei mir haben wollte, so doll schmerzte es mich, wenn ich sie anlog oder....das, was ich vorhatte, tatsächlich in die Tat umsetzten wollte. Ich strich ihr mit einer Hand übers Gesicht und zwang mich zu lächeln.
„Es ist mein Ernst...du brauchst dir keine Sorgen zu machen....ich bin nur zu übermüdet..die ganze Arbeit strengt mich doch an...uns alle oder nicht?“
Sie nickte schwach, bis sie auf mich zukam und mich sanft in ihre Arme schloss. Zum Glück war sie nur ein wenig kleiner als ich selbst. Aber nur ein kleines Stück. Sie war schön warm und roch wie immer: nach Mutter und was noch viel wichtiger war: nach zu Hause und Familie. Ich umarmte sie ebenfalls und streichelte ihr kurz über den Kopf, ehe sie mich wieder ansah und seufzte.
„Kann sein....aber du weißt ja...bei der kleinsten Sache mache ich mir schon Gedanken. Am besten gehe ich jetzt wieder ins Bett. Solltest du irgendwas brauchen....ich bin immer da...“
„Genauso wie ich für dich, Ma. Soll ich uns einen Tee mache, wenn wir aufwachen? Dann vergessen wir unsere Sorgen wenigstens für einen Moment...was sagst du?“
Ihre Lippen formten ein leichtes Lächeln und nicht all zu oft konnte man sehen, dass sie glücklich war. Viel zu oft hatten sich die Sorgenfalten gebildet.
„Das wäre wirklich lieb, Vaan. Schlaf schön ja? Ich hoffe, diesmal schläfst du besser....es beruhigt mich, dass es dir gut geht.“ Damit wandte sie sich ab und verließ den Flur, ehe sie um eine Ecke bog und mich im Dunkeln zurück ließ. Auch ich wandte mich um und ging geradewegs in mein Zimmer, doch legte ich mich nicht zurück in mein Bett. Ich hatte gelogen. Mir ging es gar nicht gut. Seit dem Albträumen hatte ich Kopfschmerzen, mein Körper wurde träger und ich hatte den Eindruck, dass mit mir etwas nicht stimmte. Was, wusste ich nicht, doch es bereitete mir Sorgen. Wenn sich mein Zustand verschlimmerte, konnte ich meiner Mutter nicht mehr zur Seite stehen und auch nicht mehr mit den anderen zusammen die Stadt in Ordnung bringen.
Diese verdammten und verfluchten Albträume!

Am nächsten Tag wachte ich recht spät auf, doch es störte mich recht wenig, denn ich hatte einen Entschluss gefasst. Ich wollte weg von hier, auch wenn es meine Mutter Schmerzen bereiten würde, wenn sie mich nicht mehr sah. So sicher war ich um ehrlich zu sein, nicht, denn ich zögerte noch. Langsam nur machte ich mich fertig, zog mein rotes Hemd an, kämmte so gut es ging meine Haare und wusch mich sorgfältig.
Erst danach betrat ich die Küche. Meine Mutter war nicht da. Ich schätze, dass sie womöglich den anderen Menschen half die Stadt wieder aufzubauen. Ich seufzte und strich mir das Haar aus dem Gesicht. Heute ging es mir entsprechend gut, wenn auch nicht so gut wie ich gehofft hatte. Die Sonne schien heute nur kaum, viele Wolken waren am Himmel und die Vögel zwitscherten nicht so laut wie am vorherigen Tag. Nach meinem kläglichen Frühstück griff ich nach einer Angel und ging zu einem kleinen Boot, dicht neben der Ankerstelle einiger kleiner Schiffe. Ich hatte vor etwas zu Essen zu beschaffen und stieg in das Boot, machte die Leinen los und segelte davon.
Ein paar hundert Meter stoppte ich warf den Köder der Angel mit einem großen Schwung ins Wasser. Der Himmel wurde allmählich klarer und die Sonne schien nun stärker als zuvor. Es wurde immer wärmer, bis mir der Schweiß das Gesicht herunter tropfte, als ich etwas am Horizont erkannte. Ich wusste nicht was es war, weshalb ich meine Augen zusammen kniff und es genauer musterte.