Prolog, zweite Seite„Wir sollten die Uhren vergleichen.“, schlug Shana euphorisch vor. Zero drehte sich nach hinten und beugte sich etwas über den Beifahrersitz des Wagens. „Das wäre Sinnlos. Die Uhrzeiten auf unseren Multis sind sowieso Synchron.“ Shana schien die Belehrung einfach zu ignorieren. „Also bei mir ist es Elf Uhr Zwanzig, und bei dir?“ „Alter?“, murrte der Beifahrer und blickte in das schelmisch grinsende Gesicht seines Gegenüber. Er rollte mit den Augen und drückte sich zurück in den Sitz. „Du verarscht mich.“ „Allerdings.“ „Toll, und bist du fertig?“ Shana bestätigte. „Ja, ich hoffe dir ist klar das ich genau weiß was ich dir zu verdanken habe und ich die Mission sehr ernst nehme.“ „Das freut mich zu hören, Shana“, entgegnete er ihm ruhig, klang aber nicht überzeugt. Der Mitfahrer auf dem hinteren Sitzen seufzte nur, er hatte den Unterton auch heraus gehört. Ihm war klar, diese Mission ist nicht nur eine Chance sich vor McSchaf zu beweisen, sondern auch eine die Freundschaft zwischen Zero und ihm am leben zu halten. Eigentlich verband sie eine tiefe Freundschaft, doch in den letzten Zwei Jahren wurden ihr schwere Risse zugefügt. Bei manchen war Shana selber schuld, andere sind einfach so entstanden. Es gab leider einige beschissene Situationen die niemand hervor gesehen hatte. Manchmal glaubte er es war ein Fehler jemals den Red Barons bei getreten zu sein, aber nach dem er seine Polizeiausbildung abgebrochen hatte, waren seine Möglichkeiten, gelinde gesagt, begrenzt. Sein Ausbilder, ein alter, verbitterter, ehemaliger Streifenpolizist, war es der jedem potenziellen Arbeitgeber, davon abriet Shana einzustellen. Die beiden waren wie zwei Welten die aufeinander trafen, beide dickköpfig, jedoch war sein Ausbilder in einer wesentlich besseren Position. Als Shana sich bei einigen Sicherheitsfirmen bewarb, war das größte Problem eigentlich, dass ein potenzieller Arbeitgeber nun mal Kontakt mit dem vorherigen aufnahm, um sich noch einmal über die Person zu erkundigen. Obwohl Zero tief bei den Red Barons eingebunden war, hat er es keine Sekunde in Betracht gezogen, dort einen Job für Shana zu finden. Letztendlich war es Shana selber der auf die Idee gekommen war. Sein Freund war wenig begeistert, aber er musste nach dem letzten Strohhalm greifen den er zu fassen bekam. Es hat nicht lange gedauert es vom Rekruten in den inneren Zirkel zu schaffen. Heute hält er immer noch den Rekord. Sein überragendes Abschneiden beim Schießtraining hatte die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt. Später hat er sich stark an Zero gehalten, um deutlich zu machen das der Kerl der so grandios Abgeschnitten hatte, der beste Freund vom Boss ist. Leider bekam die Freundschaft wohl genau ab diesen Punkt die ersten Risse. Sein Kumpel fing an sich langsam ausgenutzt zu fühlen, aber letztendlich hat es dafür gesorgt das Shana es doch in den inneren Zirkel geschafft hat. Leider ist es nicht so gelaufen wie er eigentlich gehofft hatte. Die Erfolge seiner Aufträge blieben aus. McSchaf fing an ihn für einen Taugenichts zu halten, zur frohen Überraschung Shanas setzte Zero sich aber immer noch für ihn ein. Und genau das brachte sie jetzt zu diesem Zeitpunkt, in diesen Wagen. Der Wagen hielt an einer Ampel. McSchafs Neffe blickte vom Fahrer zu seinem Freund auf dem Rücksitz. „Also. Mac fährt uns in die Tiefgarage, von da aus betreten wir das Krankenhaus über den Fahrstuhl. Unser Informant arbeitet im Krankenhaus und hat schon alles vorbereitet für einen unauffälligen Abtransport. Der Job ist schnell erledigt. Wir ziehen uns um und bringen den Patienten zu seiner Untersuchung und mit Untersuchung meine ich diesen Wagen. Alles klar?“ „Voll und ganz.“ Mac nickte ebenfalls. Es dauerte keine zwei Minuten da hatten sie das Krankenhaus erreicht, als der Wagen die Schranke der Tiefgarage passierte, wurde das Wageninnere durch die Beleuchtung in gelbes Licht gehüllt. Mac brachte den Wagen in der nähe des Fahrstuhls zum stehen und die beiden Agenten stiegen aus. Während sie die wenigen Schritte zu dem Fahrstuhl taten, legte Zero sein Gesicht in tiefe Falten. „Halte dich bitte einfach an mich, lass dich nicht ablenken und der Auftrag wird ein Klacks.“ Sein Partner nickte. „Keine Sorge Zero. So unfähig bin ich echt nicht, dass ich einen so leichten Auftrag vermasseln würde.“ Es war nicht schwer die Empörung in seiner Tonlage zu hören, aber Zero ignorierte sie und drückte auf die Druckplatte neben dem Fahrstuhl. Der Auftrag war wirklich nicht schwer, aber als die beiden dort im Fahrstuhl standen konnte man die Anspannung förmlich fühlen. Wann hat er angefangen so an mir zu zweifeln, dachte Shana. Die Fahrstuhltür sprang auf. „Etage für ungewöhnliche Fälle.“, las er leise von einem Schild ab, während Zero den Korridor beäugte. „Was ist denn hier los?“, murmelte dieser mürrisch und trat mit seinem Partner aus dem Fahrstuhl heraus. Kurz musste er sich orientieren, dann deutete er zum Informationsschalter. Vorsichtig schlängelten sich die beiden durch eine Menschenmaße die sich quer im Flur angesammelt hatte. Beim Schalter angekommen winkte er eine Mitarbeiterin heran. Eine alte Frau mit grauem Haar und eingefallenen Gesicht begrüßte ihn. „Mein Herr?“ „Hallo.“, begrüßte er die Alter. „Gute Frau, ich suche den Herrn Ismael.“ Die Frau kniff ihre Augen zusammen und betrachtete ihn. Sie murmelte irgendetwas unverständliches. „Wie bitte?“ Zero tippte nervös mit seinen Fingern auf der Ablage herum. „Der Herr Ismael meinen sie? Der hat doch gekündigt.“ „Können sie das bitte wiederholen? „Gekündigt!“, schrie die alte ihn laut und barsch an. „Ja! Okay, ich habe es verstanden.“, schnauzte er die Alte an und drückte sich sauer von dem Schalter ab. Shana blickte ihn fragend an. „Scheiße man. Ich glaube unser Informant ist mit der ersten Hälfte des Geldes durchgebrannt.“ Nun verfinsterte sich die Miene seines Freundes auch. „Okay, ich muss in der Zentrale anrufen.“, erklärte er überfordert. Als er einen Blick auf sein Multimediaarmband warf drückte er ein verzweifeltes lachen heraus. Heute lief auch alles schief. „Kein Telefonnetz.“, erklärte er verzweifelt und blickte sein Gegenüber an. Dieser sah ebenso Ratlos aus wie er selber. „Meine Herrn.“, schrie eine alte zittrige Stimme herüber. „Wir haben vor zwei Wochen neue Handyblocker installiert, weil Menschen wie sie es sind, nicht auf die Handyverbotszonen achten. Sie können aber gerne die für Gäste bereit gestellten Telefonzellen benutzen.“ Einen Moment sahen die beiden die Frau ausdruckslos an, dann, wie aus dem nichts, machte Zero einen raschen Schritt nach vorne, zog seinen Kopf sauer nach vorne und blickte sie zornig an. „Danke, du alte Schabracke.“ Der Satz war noch nicht ganz zu ende gesprochen, da ging er schon Richtung der Beschilderung die auf die Telefonzellen hindeuteten. „Warte.“, rief er noch, vermutlich an Shana gerichtet. In dieser Sekunde schepperte es irgendwo hinter Shana, ein zucken fuhr durch seinen Körper, als er sich umdrehte. So viele Leute, dachte er und konnte die Geräuschquelle mit dem Auge nicht einmal sehen. Da erhaschte er ein Blick auf die Tür mit der Zimmer Vierzehn. Die einzige Tür vor der die Leute wirklich schienen zu warten. |