Testbericht zum Asus Eee PC 700
Zugegeben, ich bin selten bei eBay und zum Spass für einen Artikel bieten, das kam mir bislang überhaupt nicht in den Sinn. Aber das Schicksal hat es diesmal gut mit mir gemeint, denn obwohl ich ohne irgendwelche Erwartungen bei drei Auktionen viel zu tief mitgeboten habe, ging einer der Zuschläge an mich. Der Verkäufer erwies sich dann auch noch als besonders schneller Paketsender, so dass die Ware kaum zwei Tage später geliefert wurde - die Bezahlung ging natürlich ebenso schnell an ihn raus.
Spezifikationen
Produktname: | Asus Eee PC 2G surf (700) |
Prozessor: | Celeron Mobile (570 oder 630 MHz) |
Arbeitsspeicher: | 512 MB |
Festplatte: | 2 GB SSD |
CD/DVD: | Nein |
Display: | 7 Zoll (800x480 Pixel) |
Netzwerk: | LAN, WLAN und Modem integriert |
Betriebssystem: | Linux (Xandros) |
Anschlüsse: | 3x USB, externer Bildschirm, SD-Speicherkarte |
Akku: | 2 h 45 min (12V) |
Man beachte, dass mein Modell "2G surf" die schwächste Variante der Eee-PCs ist. Die stärkste heisst "8G" und hat entsprechend 8 GB Festplatte, aber auch die schnellere CPU, doppelt soviel Arbeitsspeicher, eine 640x480 Pixel Webcam über dem Bildschirm und einen besseren Akku (3.5 Stunden). Entsprechend grösser ist aber auch der Preis ;-)
Der erste Eindruck
Süss! Auf den ersten Blick sieht das Eee wie ein grösserer Gameboy aus: flach, weiss, handlich, leicht. Von der Grösse und vom Gewicht her ist das Gerät mit einem Buch des selben Formats vergleichbar - tatsächlich tendiere ich dazu es "Eee-Book" zu nennen, denn die Bezeichnung "PC" passt hier in keinerlei Hinsicht.
Nach dem ersten Aufstarten wird klar, dass es sich hier weder um PC noch um Notebook handelt - die Auflösung ist einfach zu klein, als dass man damit langfristig arbeiten könnte. Mit ein paar Einstellungen lassen sich bei Firefox und OpenOffice noch ca. 20 Pixel in der Vertikalen gewinnen, aber 480 Pixel sind einfach zu knapp bemessen. Es reicht, um vielleicht zwei Fenster gleichzeitig aufzumachen und um z.B. eine Mail oder einen Brief zu schreiben, eine Webseite zu besuchen (Wikipedia stöbern, Forum lesen, ...) oder mal eben Bilder von der Digicam zu ziehen. Aber genau für solche kleinen Dinge ist das Eee-Book einfach ideal, so muss man nicht immer den "grossen Rechner" hochfahren, wenn man die Leistung nicht wirklich benötigt. Vom Einschalten bis zur Bereitschaft benötigt es übrigens ca. 30 Sekunden und die Akkulaufzeit erfüllt mit über 2.5 Stunden die Erwartungen.
Die Tastatur erscheint auf den ersten Blick enorm klein, die Tasten lassen sich aber mit schlanken Fingern erstaunlich gut bedienen (man kann also zielgenau tippen, das heisst aber nicht, dass man damit auch schnell schreiben könnte). Das stark zusammengerückte Layout ist wie bei jedem Notebook erstmal gewöhnungsbedürftig, aber schnell einverleibt. Das Touchpad ist ebenfalls in Ordnung, man kann es mit einem oder zwei Finger bedienen und es unterstützt Scrolling an der Seite (bei zwei Fingern übernimmt der Daumen die beiden Maustasten direkt unter dem Pad).
Die integrierten Boxen eignen sich zwar nicht unbedingt für die nächste Party, als portables Internetradio (Link ist vorinstalliert) ist der Eee aber allemal geeignet. Der Sound ist klar und gut, nur der Bass bleibt aussen vor. Insgesamt empfinde ich die Boxen als sehr gut für ihre Grösse.
Im Betrieb
Handlich und einfach, so präsentiert sich auch das vorinstallierte Xandros Linux mit IceWM, das auf den ersten Blick wie WindowsXP aussieht. Nach dem Aufstarten kann man mit einem Klick eine von 40 vorinstallierten Anwendungen (darunter OpenOffice, Firefox, Thunderbird und was man sonst so braucht) starten - einfacher gehts wohl kaum. Wem das zu verspielt ist, der kann mit wenigen Handgriffen den gewohnten Linux-Desktop rausholen, der sich auf dem Gerät übrigens sehr schick macht. So oder so, das Betriebsystem frisst rund 1.65 GB, bei meinem Modell bleiben also noch ca. 350 MB für eigene Daten - nicht viel, aber dass ich darauf keine Animesammlung herumtragen kann, war eigentlich klar. Wer trotzdem mehr Speicher benötigt, kann über USB externe Festplatten anschliessen oder eine SD-Speicherkarte einstecken.
Laut Internet lässt sich mit einem externen CD-Rom Laufwerk auch völlig problemlos WindowsXP installieren - die nötigen Treiber und sogar eine Installationsanleitung werden vorbildlich von Asus mitgeliefert. Bei meinem 2GB-Modell wird das aber eher knapp, da Windows ja selbst schon etwa diese Grössenordnung für sich beansprucht.
Yhoko.com lässt sich mit dem Gerät bedienen, die niedrige Auflösung bietet aber ein paar Einschränkungen. Das Forum läuft ordentlich, Spirits mit seinen mehreren Frames wird aber schon eher zur Qual. Womöglich sollte der Admin noch einen Modus für mobile Geräte entwickeln, dann klappts künftig vielleicht sogar mit dem Handy ;-)
Kritikpunkte
Ich habs ja schon mehrfach erwähnt, der Bildschirm ist schon ziemlich klein. Links und Rechts sind Lautsprecher neben dem Screen und trotzdem gibt es nochmal einen ordentlichen Rahmen auf allen Seiten, Das hätte man wirklich besser ausnutzen können. Wäre der Bildschirm genau so gross wie die Klappe, wäre das Gerät wesentlich praktischer zu bedienen - aber halt auch entsprechend teurer. Asus hat allerdings bereits eine neue Generation mit grösserem Bilschirm angekündigt. Nichtsdestotrotz erfüllt der Bildschirm seinen Zweck; er ist gestochen scharf und man kann auch kleine Schriften noch gut lesen.
Dann gibt es irgendwo im Gehäuse einen kleinen Lüfter, der bei hoher CPU-Last und leider auch bei längerer Betriebsdauer anspringt und dann dauerhaft vor sich hin surrt. Von so einem kleinen Notebook würde ich erwarten, dass es komplett passiv gekühlt werden kann - dann wäre das einzig bewegliche Teil der aufklappbare Bildschirm.
Dritter und letzter Negativpunkt ist die SSD (Solid State Disk) Festplatte, die zwar ohne beweglichen Teile funktioniert (das heisst, man kann sie gefahrlos schütteln und rütteln), aber trotzdem unangenehme "Elektrogeräusche" von sich gibt. Wer schonmal das Ohr nahe an einen Hub/Switch gehalten hat (und ein feines Gehör hat), weiss, wovon ich spreche.
Fazit
Der Eee-PC ist so etwas zwischen Handy und Notebook. Man kann ihn überall hin mitnehmen und damit alle Aufgaben erfüllen, für die man sonst einen grossen Rechner anwerfen müsste - wenn auch mit kleinen Einschränkungen. Der kleine Bildschirm und die kleinen Tasten ersetzen auf Dauer keinen "richtigen" Rechner und die Festplatte ist doch (beim 2G-Modell) etwas mickrig geraten. Als erstes Notebook dieser Bauart und vor allem dieser Preiskategorie kann ich aber nur sagen: Bravo Asus, das ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung!
Meine Empfehlung: Für einen Kauf ist es noch zu früh, aber bereits die nächste Generation von Eee-PCs (die 900er-Reihe) wird einige Kritikpunkte (Bildschirm- und Festplattengrösse) aus dem Weg räumen (Details unten). Wer aber rund 250 bis 300 Euro übrig hat und auch am Bahnhof unbedingt ins Internet muss, ist mit dem Eee-PC der 700er Reihe bestens bedient. Ein Ersatz für ein richtiges Notebook ist er allerdings nicht.
Zukunftsmusik
Der bereits erwähnte "Eee 900" wird mit einer 20 GB (Linux) bzw. 12 GB (Windows) Festplatte und einem 8.9" Bildschirm (1024x600 Pixel) ausgestattet sein - Asus vergrössert also die Festplatte, den Bildschirm, die Auflösung und auch Tastatur und Gehäuse. Der Prozessor ist derselbe, läuft allerdings mit den vollen 900 Mhz (bei der 700er Reihe wurde er gedrosselt). Ich orakle, dass er dadurch schnell aufheizen und lüften wird, lasse mich aber beizeiten gerne eines Besseren belehren. Möglicherweise gibt es bis dahin auch einige Konkurrenzprodukte, Abwarten lohnt sich also im Moment noch.
Ich danke fürs Mitlesen und sage Tschüss bis zum nächsten Testbericht!
Yhoko