Testbericht zum Asus Eee PC 1101HA
Asus hat den Netbook-Markt eröffnet, jetzt wollen sie sich dort breit machen - breiter als je zuvor mit dem neuen Eee PC 1101HA und seinem 11,6" Breitbildschirm (1366 x 768 Pixel) und dazu noch länger als je zuvor mit 9h Akkulaufzeit (Windows XP). Und wie ködern sie die Kunden? Mit 30-Tage-Testversionen der Geräte, die portofrei geliefert werden, und dann rufen sie auch noch an, um das Angebot bekanntzumachen. So auch bei mir und nun habe ich das Gerät auf meinem Tisch stehen.
Da ich hauptsächlich über einen Umstieg vom Acer Aspire One nachdenke, ziehe ich hier einige Vergleiche zu diesem Gerät. Rechts im Bild sieht man schonmal den Grössenvergleich (links der neue EEE PC, rechts der Aspire One).
Im Westen nichts Neues
Zu Verpackung und Beilagen will ich schon gar nicht mehr viel schreiben - dasselbe Kartonköfferchen wie beim ersten Eee PC wurde wieder verwendet, alles ist gut isoliert und vor Kratzern geschützt. Als Zubehör sind nebst dem Akku und Installations-CDs wieder eine Hülle und ein Reinigungstuch für den Bildschirm dabei, dazu eine Anleitung und das wars.
Das Gerät selbst bietet auch nicht viel mehr als gewohnt, ein Intel Atom halt. Zum Arbeiten reichts.
Installation
Die Installation ist eine Zumutung. Nein, nicht die Installation selbst, die dauert zwar einige Minuten aber läuft von alleine durch und mündet im Windows XP Setup, wo man Computer- und Benutzernamen eingibt, ehe das System erstmals startet. Allerdings installiert Asus dann automatisch noch Treiber, was einige Minuten dauert, und startet dann einfach neu. Hat man das Prozedere endlich durchgestanden findet man sich auf dem Windows Desktop mit geöffnetem Startmenü wieder - und nun? Das Startmenü und auch der Desktop sind vollgepumpt mit überflüssigen Gimmicks wie Skype, Norton und diesem mysteriösen Eee Storage.
Will ich dann doch mal mit Office arbeiten und klicke da drauf, werde ich von Lizenzabkommen erschlagen. Will ich ins Internet, startet der IE 30 Sekunden lang und will dann noch irgendwelche Einstellungen von mir haben. Ganz ehrlich, wer dafür verantwortlich ist, sollte gefeuert werden. Diese Kritik geht in erster Linie nach Redmond, denn wenn ich mir das frisch installierte, quietschbunte Windows mit aufpoppenden Sprechblasen und dutzenden Symbolen an jeder Ecke so anschaue, kann ich das einfach nicht ernst nehmen. Ich erinnere nochmal an den ersten Eee PC mit Xandros Linux, was zwar auch nicht optimal war, aber einem unbedarften Anwender doch immerhin klar strukturiert die Anwendungen präsentierte, die er für seine Arbeit brauchte - ohne Lizenzabklicken und sonstige Lästigkeiten. Aber auf dem Gerät jetzt ein anständiges Linux zu installieren ist mir bereits aus anderen Gründen vergangen, die ich gleich erwähne.
Konkrete Kritik
Display: Das Display sitzt am unteren Ende des Deckels, wodurch ich ständig runterstarren muss. Beim Acer Aspire One ist das Scharniertechnisch so gelöst, dass der Bildschirm weiter oben einrastet, was viel angenehmer ist. Da hat Asus nichts dazugelernt seit dem ersten Modell.
Tastatur: Ich gebs zu, ich bin ein Tastaturfetischist, denn mit diesem Gerät muss ich blind arbeiten können. Was mir beim Eee PC sofort den Spass verdirbt: Weder Home noch End, noch Page Up oder Down sind vorhanden. Stattdessen hat man rechts eine zweite Fn-Taste platziert und die Pfeiltasten damit doppelbelegt. Damit das klappt musste auch Shift dran glauben und schmaler werden. Das war beim ersten Eee PC auch schon der Fall, ein bisschen Fortschritt hätte ich aber doch erwartet, zumal das neue Gerät in alle Dimensionen gewachsen ist.
Zum Vergleich; der Aspire One hat aufgrund des Platzmangels etwas kleinere Tasten und schafft es dennoch, die Pfeiltasten zusammen mit Page Up und Down auf einem Sechserblock unterzubringen. Softwaremässig konnte ich die dann durch Home und End austauschen und war glücklich - beim Eee PC sind an diesen Stellen die rechte Shift-Taste (will man nicht umbelegen) und Fn (kann man nicht umbelegen).
Sowohl beim Aspire One wie auch bei meiner PC-Tastatur sind die Tastenflächen kleiner als die Tasten selbst, was ein flüssiges Tippen ermöglicht. Schaut man sich eine Taste von oben an, fällt sie nach rechts und links gleichmassen ab, nach unten hin sogar noch etwas mehr. Beim Eee PC hingegen fallen die Tasten nur nach links und unten ab - und zwar gleich wenig. Die Tastenflächen sind dadurch viel grösser, fühlen sich beim Tippen entsprechend klobig an und wenn man eine Taste nicht genau in die Mitte trifft, verkeilt man sich leicht mit der nächsten, was das Tippen spürbar behindert.
Touchpad: Heiliger Strohsack, welcher Idiot kam auf die Idee, ein Touchpad mit Noppen zu versehen? Ich weiss gar nicht, was ich dazu schreiben soll... "Lasst den Quatsch"? Es ist unangenehm, lästig und für mich ein wesentlicher Grund, das Gerät nicht zu kaufen.
Davon abgesehen hatte ich Mühe mit der Bedienung, vielleicht ist das Feld etwas zu gross - jedenfalls lag mein Mittelfinger immer knapp am Rand und weil es Multitouch unterstützt, blockierte dann der Mauszeiger - da ist mir ein Singletouch doch lieber (allerdings lässt sich dieser Makel über die Software korrigieren).
Ladegerät: Im Grunde alles okay (das Lämpchen leuchtet natürlich blau), aber wenns geladen ist gibt es einen derart grässlichen Pfeifton von sich, dass mir jetzt noch die Ohren davon weh tun.
Performance: Liegts an Windows XP oder am neuen Atom Chipsatz? Ich habe die Screenshots mit Paint gespeichert und vom Klick auf "Speichern" bis der Dialog angezeigt wurde vergingen tatsächlich mehrere (mindestens 3) Sekunden. Nein, nicht nur beim ersten Mal. Jedes Mal. Inakzeptabel. Im Internet Explorer ist mir ausserdem aufgefallen, dass alles sehr stark ruckelt, wenn man die Zoomfunktion verwendet - eindeutig die Schuld des Browsers bzw. des langsamen Prozessors, aber die Verantwortung dafür schiebe ich auf den Hersteller des Geräts, der sich mit dem vorinstallierten Browser zufriedengibt statt hardwaregerechte Software auszuwählen.
Positiv?
Beinahe hätte ich zwei Dinge vergessen, die mir positiv aufgefallen sind:
Erstens die Akkulaufzeit, die mit 9 Stunden angegeben wird. Da kann man wirklich nichts sagen. Getestet habe ich das nicht, aber auch wenn am Ende nur 7 Stunden rauskommen ist das doch wesentlich mehr als der Aspire One je hatte.
Und zweitens die Bildschirmhelligkeit, der Eee PC kann wesentlich dunkler betrieben werden als der Aspire One - ideal um nachts im Bett noch ein paar Gedanken zu notieren, ohne dabei in eine gefühlte Taschenlampe zu starren.
Fazit
Der grosse Bildschirm, der auf Wunsch auch sehr dunkel wird, ist wirklich cool, nur auf Dauer anstrengend weit unten. Das Gewicht fällt positiv auf (der Aspire One ist nur knapp leichter, aber doch wesentlich kleiner). Davon abgesehen steckt das übliche unter der Haube, nur die Bluetooth-Unterstützung ist für mich neu (aber insgesamt bei Netbooks mittlerweile auch Standard). Dieses Top-Gerät wurde mit der Asus-üblichen Spartastatur und einem Noppenpad kaputtgemacht. Der Umstieg vom Acer Aspire One lohnt sich aus diesen Gründen für mich nicht.
Wer das erste Mal ein Netbook kauft, sollte sich das Gerät auf jeden Fall erst im Laden anschauen. Die Tastatur ist nicht jedermanns Geschmack und das Touchpad muss man auch getestet haben, bevor man sich damit abfindet. Wer damit klarkommt ist allerdings bestens bedient - Der Eee PC 1101HA ist quasi ein ganz gewöhnlicher (wenn auch recht langsamer) Rechner mit vorinstalliertem Windows XP. Ich kann aber nur dringendst empfehlen, ein eigenes Betriebssystem aufzuspielen, denn die Vorinstallation ist grauenhaft.
Yhoko