Paint Shop Pro 9 Tutorial
Tutorial & Screens by Steffko
Paint Shop Pro ist genau wie Adobe Photoshop, CoralDraw und Co eine Software für grafische Gestaltung, Seitenlayout, Fotobearbeitung und Vektoranimationen. Laut Hersteller ist Photo Shop Pro nach Adobe Photoshop die weltweit am häufigsten eingesetzte Grafiksoftware. Ich finde, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Software nicht sonderlich groß - sie unterscheiden sich meist in der Benutzeroberfläche.
Dieses Tutorial ist sehr einfach gehalten und geht eigentlich davon aus, dass gewisse Grundkenntnisse vorhanden sind. Wenn ihr aber spezielle Fragen habt, schreibt mir eine Ymail oder hier im Web ein Kommentar.
Sobald ihr Photo Shop Pro öffnet (ich arbeite mit Version 9), seht ihr folgende Oberfläche. Unter Ansicht > Paletten bzw. Symbolleisten könnt ihr einstellen, welche Masken euch angezeigt werden. Ich benutze an erster Stelle (hier links zu sehen) die Werkzeuge wie Pinsel, Pipette und Löschwerkzeug und nachfolgend (auf der rechten Seite) die Masken Materialen, Mischfunktion, Ebenen und Verlauf. Wie ihr sie anordnet und andockt und welche Größe sie haben sollen, ist euch durch die Software völlig freigestellt. Je nach Gebrauch findet ihr eure eigene optimale Einstellung.
Öffnen wir nun eine Datei. Ihr seht hier das gute Rasha von Black_Lepus, das er in die Galerie geladen hat. Mit Hilfe des Scrollrads eurer Maus könnt ihr jederzeit das Bild vergrößern und verkleinern, also scrollen. Das empfinde ich als sehr praktisch. Stellt euch vor, ihr müsstet jedes Mal dazu das Tool wechseln. Auf Dauer sehr nervig.
Wenden wir uns zuerst der Maske Mischfunktion zu. Das Rasha ist eine Art Pfau. Da ich nicht auf krasse Farbkombinationen wie Rosarot, Neongrün und Sonnengelb stehe, orientiere ich gen Anfang stets an den Farben der Natur. Der Blaue Pfau, eine Vogelart aus der Fasanfamilie, ist wohl der bekannteste Pfau: Hals, Brust und Bauch sind leuchtend blau gefärbt, mit grünen, türkisen und goldenen Schimmern. Von den Nasenlöchern zum Auge hat es ein schmales Band sowieso eine breite, halbovale Fläche unter dem Auge, sie ist weiß. Die Schleppe der Männchen besteht aus 100 bis 150 cm langen Federn, die hier zu einem Rad aufgestellt sind. Die „Augen“ leuchten wiederum blau, die Federn selbst sind eine Mischung aus Grün und Braun/Beige. Der eigentliche Schwanz ist braun gefärbt und weist mehrstufig angeordnete Federn auf.
Soweit schon mal zum Farbwissen. Wenn wir jetzt noch nachlesen, dass der Pfau als Symbol für Schönheit, Reichtum, Liebe, Leidenschaft aber auch Unsterblichkeit, Arroganz und Eitelkeit gilt und in Indien ein heiliges Tier ist, können wir anfangen zu arbeiten.
Ich halte mich an die Naturfarben. Auf der Mischfunktionspalette könnt ihr links verschiedene Blautöne sehen, nachfolgend Weiß und Grau für den Schnabel und Füße, dann Gelb, Olive und Grün für die Federn und rechts außen die Farben für die Federaugen, nämlich Türkis, Grün, Marineblau und Dunkelblau sowie Sandfarben.
Erstellen wir nun eine Ebene namens base und setzen ihre Eigenschaft auf Multiplikation.
Mit der Pipette der Mischfunktionsmaske nehmt ihr nun einen Blauton für den Körper auf. Ich habe euch einen roten Punkt auf meine Grundfarben für jeden einzelnen Bereich gesetzt. Für jeden Bereich habe ich ebenso eine eigene Ebene eingerichtet, alle mit der Eigenschaft Multiplikation. Die eben erstellte base-Ebene wurde in base Körper umbenannt. Lasst euch nicht von dem grässlichen Durcheinander der Farben aufhalten. Das kann durchaus so aussehen wie ihr es hier auf dem Bild seht. Seid nicht pingelig, malt großflächig über die Outlines drüber. Aber wozu das? Ganz einfach: es gibt nichts schlimmeres als gegen Ende der Coloration festzustellen, dass die Farben nicht miteinander harmonisieren. Dann habt ihr eine lange Prozedur vor euch. Wenn ihr aber gleich zu Beginn alle Grundfarben miteinander auf dem Bild seht, könnt ihr vergleichen und abändern.
Aktiviert den Transparenzschutz der Ebene base Körper. Klickt dazu das kleine Schloss an, sodass es blau erscheint. Ich habe alle Ebenen bis auf base Körper ausgeblendet, indem ich auf das Auge rechts neben dem Ebenennamen geklickt habe. Mit dem Pinsel (oder Taste b drücken) nehmt ihr nun Farbe auf und malt grob Schatten (Dunkelblau) und Licht (Türkis) auf die Grundfarbe, sodass ihr eine erste Wirkung von Plastizität erwirkt.
Dem Durcheinander gehen wir nun an den Kragen. Die anderen Ebenen lasst ihr weiterhin ausgeblendet und untergeordnet. Nun wählt ihr aus der Werkzeugpalette das Löschwerkzeug aus (alternativ auch die Taste x drücken). Versichert euch, dass die sichtbare Ebene die oberste in eurer Ebenenliste ist, sonst werdet ihr gleich die falschen Farben entfernen. Ebenso muss der Transparenzschutz inaktiv sein, das kleine Schloss darf nicht hervorgehoben sein. Mit Hilfe des Löschwerkzeuges entfernt ihr nun nämlich die Farbe, die über den Outlines liegt. So geht ihr sicher, dass keine kleinen Teile übersehen wurden. Falls euch die entstehenden Pixelkanten zu hart sind, müsst ihr an der Deckfähigkeit schrauben. Je niedriger (gen 0), desto weniger Farbe wird entfernt und die Übergänge werden weicher, je höher (gen 100), desto mehr Farbe wird gelöscht. Ich benutze meist eine Deckfähigkeit von 60. Das ist ein guter Mittelwert. Ist die Deckfähigkeit nämlich zu niedrig gewählt, wird die Farbe nicht vollständig entfernt, sondern nur blasser.
Nun arbeite ich die Körperform weiter aus: zu den drei Grundfarben (base, Schatten, Licht) kommen nun „Füllfarben“, also jene, die für zusätzliche Ohhh- und Woow-Effekte sorgen. Hier passen ein sehr grünes Türkis und ein weiteres dunkleres Blau gut. Auch hier arbeite ich eher flächig, achte nur wenig auf Details. Nur grob ordne ich die Farben den einzelnen Bereichen zu - großflächig übermalen ist aber nicht angebracht bzw. nur dann, wenn ihr mehr Arbeit favorisiert. Die ersten Farbverläufe sind ebenfalls schon zu erahnen. Ich stelle sie mit Hilfe von Farbabstufungen her, sprich auf Ton 1a folgt 1b, dann 1c und dann erst Ton 2. Eine bekannte Alternative ist der Wischfinger.
Wenden wir uns nun den Federn zu. Zieht dazu die Ebene base Federn nach oben und deaktiviert die Sichtbarkeit der anderen base-Ebenen. Danach löschen wir mit dem Löschpinsel wieder überstehende Farbe.
Mit dem Pinsel und einem helleren Grün ziehe ich strahlenartige Linien, die dem natürlichen Verlauf der Federn folgen. Das ist hilfreich bei der Coloration der Federn und sorgt gleichzeitig für Unterstützung bei der Farbwirkung später. Es gibt verschiedene Optionen, um Farben auf einander abzustimmen. Da wäre zum einen das manuelle Raussuchen der Farben. Leichter geht es aber mit verringerter Deckfähigkeit. Die Deckfähigkeit könnt ihr neben der Größe, Härte, Schnittgröße, Dichte, Stärke und Drehung einstellen. Sobald ihr die Deckfähigkeit auf ~50% stellt, ergeben sich schöne Möglichkeiten, harmonisierende Farben zu entwickeln, ohne groß im Farbschema herum zu experimentieren.
Wie auch schon beim Körper folgen nun grobe Farbeinteilungen. Es macht nichts, wenn die Farbe über die inneren Outlines geht, das könnt ihr nachher bearbeiten, wenn es an die Details geht. Um zu verhindern, dass ihr „aus“ den Federn malt, aktiviert den Ebenenschutz (auf das Schloss rechts vom Ebenennamen klicken). Ich finde es hilfreich, sich nur auf ein Farbenspektrum zu konzentrieren, deswegen schalte ich die Sichtbarkeit für die anderen Ebenen stets aus. Mit verschiedenen Blau-, Grün- und Türkistönen ahne ich die Federstruktur realer Pfaus nach, die Augen bekommen vorerst einen grünen Ton.
Die Farbkombination sieht langweilig aus. Das passiert des öfteren, also keine Panik. Das gewisse Etwas bekommt man sehr schnell durch eine hübsche Kontrastfarbe geliefert. In dem Fall ist Gelb eine interessante Idee. Ich benutze das Gelb, um die Federspitzen und die Struktur der Federn hervorzuheben, ebenso werden die Spitzen mit einem fast Neongrün eingefärbt.
Um den gelben Grundton auch später noch verwenden zu können, ohne lange herumsuchen zu müssen, male ich einen kleinen Farbklecks in meine Mischfunktionsmaske.
Zwischendurch ist ein Blick auf das gesamte Farbschema immer lohnenswert. So seht ihr, in welche Richtung sich eure Coloration bewegt, ob die Farben noch stimmen oder ob der erste Eindruck stimmt. Hier seht ihr zum Beispiel, dass die Schwanzfedern noch etwas leblos mit ihrem einfachen Braun wirken. Bei den Krallen kann das ebenfalls der Fall sein, aber man sollte bedenken, dass sie noch Licht und Schatten gemalt bekommen - schon dadurch kann sich eine Wirkung sehr krass verändern. Seid also vorsichtig mit euren Änderungen und überlegt gut. Ich ändere wenn überhaupt erst gegen Ende die Farben, weil ich dann erst die Gewissheit habe, dass die Wirkung nicht stimmt.
Gehen wir ins Detail. Mit dem „Verreibepinsel“ (alternativ Taste J nach Einstellung) könnt ihr nun die groben Farbstriche in Form verreiben. Ich lasse dabei die Deckfähigkeit meist nicht über 50% steigen, weil ich dadurch schönere Farbverläufe erzeugen kann. Übertreibt es aber nicht, denn sonst geht die Kontur der einzelnen Farben verloren und alles wirkt ineinander verschwommen.
Schaut total komisch aus, diese 200% vergrößerte Ansicht oder? Beim Arbeiten ist der Zoom praktisch, aber man vergisst dadurch leicht, wie das Bild wirkt, wenn es klein dargestellt wird. Die Spirits, die für SS3 gebraucht werden, werden sehr wahrscheinlich nicht besonders groß angezeigt. Also, einmal aus dem Bild sollen und in klein betrachten. Schaut doch gleich ganz anders aus.
Ebenfalls interessant: je gröber ihr am Anfang die Farben verteilt habt, desto natürlicher wirkt es in klein. Hereingezoomt ist es ein grässlicher Anblick, aber wen stört das bei einem winzigen Bild? :o)
Es folgt wieder der Körper. Ich habe euch hier Screenshots gemacht, die die Entwicklung während der Coloration zeigen. Am Anfang ist das Bild aus der ersten Farbverteilung zu erkennen. Ich habe dann den Glanz auf der Brust weiter hervorgehoben mit einem s ehr hellen Blau, ebenso Lichtreflexe auf die Beine und Schwanzfedern gemalt. Es folgten die grell türkisen Punkte, die den Pfau hervorstechen lassen. Betrachtet man sich den Pfau, so wendet sich der Blick sehr rasch dem glänzenden Brustbereich zu. Die Flügel bekamen einen sanften Verlauf durch verschiedene Farbtöne. Im ganz rechten Bild wurden auch die Flügel mit einigen Punkten versehen, dazu der Kopf ausgearbeitet und der Kopfschmuck.
Schauen wir uns noch mal alle Ebenen zusammen an. Der Körper ist soweit fertig, die Federn wirken mit den verzierten Augen gleich ansprechender. Die Krallen wurden mit einem hellen und einem dunklen Grau ausgearbeitet, sodass sie plastisch wirken, ebenso die Schwanzfedern. Da das ganze Wesen schon sehr hell gehalten ist, tun dunklere Federn dem Erscheinungsbild keinen Abbruch.
Der Nachteil der starken Verkleinerung ist immer der Verlust von schwachen Farbverläufen und kaum sichtbaren Details. Also müssen die Farben so gewählt werden, dass sie kräftig genug sind, sich von einander abzusetzen, aber gleichzeitig nicht den Betrachter zwingen, sich einer Augenoperation wegen Neonfarben zu unterziehen.
Die kleinen Flammen über dem Kopfschmuck färbe ich noch mit einem Gelb ein, um das Blau des Körpers und das Gelb/Grün der Federn miteinander zu verbinden.
Mit einem Rechtsklick auf die oberste Ebene öffnet sich ein Menü. Unter Zusammenfassen > Nach unten zusammenfassen schiebt ihr die Ebenen nacheinander zusammen. Speichert aber vorher das Bild mit den verschiedenen Ebenen, um nachher schnell Änderungen vornehmen zu können. Wenn nicht, werdet ihr größere Probleme bekommen, wenn ihr kleine Teile ändern wollt oder zum Beispiel nur eine Farbe färben möchtet.
Zuletzt müsst ihr noch den Hintergrund löschen bzw. eine Transparenzmaske erstellen. Ich bevorzuge erstere Methode. Wählt dazu das Hintergrundlöschwerkzeug aus. Da ihr nur noch eine Ebene habt, wird nun der vorher weiße Hintergrund transparent, d.h. zum Beispiel auf Webseiten passt er sich deren Hintergrundsfarbe an und das Spirit wird sozusagen „frei schwebend“ angezeigt.
Speichert euer Werk und ladet es in die Galerie hoch!